Leitlinien
Das pädagogische Konzept der Energy-Camps basiert auf didaktischen Prinzipien der Erlebnispädagogik und der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung:
- Erlebnischarakter (Erlebnis)
- Soziales Lernen – Gruppenorientierung (soz. Lernen)
- Problemorientierung, Situationsbezug, Handlungsorientierung
- Situiertes Lernen, Lernort
- Zugänglichkeit
- Entdeckendes Lernen
- Visionsorientierung
- Reflexion
Das Leben im Energy-Camp nutzt das pädagogische Konzept der Gegenwelt. Um nicht Gefahr zu laufen doch den pädagogischen Zeigefinger oder Katastrophenszenarios in Richtung Energieverbrauch zu unterliegen braucht im Energy-Camp nicht Energie gespart werden. Im Gegenteil, alle technischen Geräte sind erlaubt, alles was beleuchtbar, bespielbar, aufladbar usw. ist, darf und soll verwendet werden, ABER ohne Strom aus der Steckdose. So gibt es in jedem Zelt einen mit Muskelkraft aufladbaren Generator, Solarlampen, Solarrucksäcke usw.. Nach der Aufteilung in Gruppen ist jeder in seinem Bereich innovativ tätig: die Kochgruppe bemüht sich z.B. an speziellen Kochrezepten mit dem Solarkocher um das Mittagessen, die Entertainment-Gruppe baut das Partyzelt auf und kümmert sich um zusätzliche Energie für das Abendprogramm, die Mediengruppe zeichnet die Erfahrungen auf, schreibt Blogs am Laptop und spiegelt die eigenen Erfahrungen in kleinen Filmbeiträgen am Abend. Eine weitere Gruppe ist mit dem E-bike unterwegs und erlebt die Potentiale für alternative Konzepte in der Region (es handelt sich bei den ersten Camps um die Ökoenergie-Region Güssing), die belegen, dass Energieautarkie nicht nur im kleinen Maßstab möglich ist, und diskutiert Konsequenzen für die Landschaft und Landnutzung (z.B. Bedeutung und Grenzen der Biomassenutzung, der Windkraft und großer Photovoltaikanlagen).
Erlebnischarakter
Wie vorher angeführt, wird aus einem Ereignis dann ein nachhaltig wirksames Erlebnis, wenn sich die Lernsituation deutlich vom Alltag abhebt, außergewöhnlich und vielfältig ist. Diese besondere Situation wird durch das Setting des „Energy-Camps“, in dem sich die SchülerInnen energieautark, nur mit Hilfe von erneuerbaren Energiequellen, versorgen sollen, hergestellt.
Gruppenorientierung, soziales Lernen
Dem Lernen in der Gruppe kommt im Energy-Camp große Bedeutung zu. Aufgaben sollen gemeinsam gelöst werden. Jede Person in der Gruppe ist für bestimmte Tätigkeiten verantwortlich, werden diese nicht erfüllt „leidet“ die ganze Gruppe darunter. Die Rollenverteilung bei der Organisation des täglichen Lebens im Camp (Kochgruppe, Entertainment-Gruppe, …) und der Spaß, aber auch die Herausforderung, die damit einhergehen, eröffnen eine Vielzahl an Feldern des sozialen Lernens.
Problemorientierung, Situationsbezug, Handlungsorientierung
Das Überlegen von Lösungen für ganz konkrete Probleme vor Ort ist ein wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche und nachhaltige Bildungsarbeit. Im Energy-Camp bekommt jede teilnehmende Person eine klar formulierte Aufgabe, Hilfsmittel und Anleitung. Es bleiben jedoch viele große und kleine Probleme zu lösen, von der technischen Seite bis hin zum Umrechnen der Mengen bei Kochrezepten für Solarkocher. Auf Fragen wie: Wie bringe ich ein Solarpaneel am besten an, um möglichst viel Sonnenenergie zu sammeln? Wie und wann stelle ich den Solarkocher auf, um ein warmes Abendessen zu bekommen? Was kann ich tun, um einen CD-Player zu betreiben, auch wenn ich keinen Strom aus der Steckdose zur Verfügung habe? müssen gemeinsam in der Gruppe Antworten gefunden werden.
Gerade im Bereich des Klimawandels besteht die große Schwierigkeit, dass die Diskussion möglicher Szenarios oft zur Mutlosigkeit führt – „Ich kann ja doch nichts dagegen tun“ und mit Verdrängung des Themas reagieren, also beschäftige ich mich lieber gleich gar nicht damit“. Im Energy-Camp wird daher ein anderer Zugang gewählt: Es wird gezeigt, dass jeder im Alltag seinen (kleinen) Beitrag leisten kann und dass dies nicht zwangsläufig mit Verzicht zu tun hat (Handy, Laptop, MP3-Player, etc. können problemlos mit Sonnenenergie betrieben werden).
Reflexion
Reflexionsphasen sind wichtig, um den SchülerInnen die Möglichkeit zu geben, über ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten und zu diskutieren. Im Energy-Camp wird die Reflexion in verschiedenster Form angeregt. Als eigenständiger Aufgabenbereich der Veranstaltungs- und Mediengruppe sind Formate vom Film über eine Theatervorführung bis zum Logbuch möglich und machbar. Die teilnehmenden Personen haben die Chance die Erfahrungen, die sie im Camp gemacht haben, festzuhalten und zu kommentieren. Verstärkt werden zu diesem Zweck neue Medien eingesetzt. Erfahrungsberichte auf der Camp-Homepage, Facebook-Seiten und ein Web-Log sind angedacht. Aber auch die abendlichen Veranstaltungen, die zu einem Motto gestaltet werden, können provokative Formen der Reflexion darstellen.